Typische Fehler bei der Ansaat und Anzucht vermeiden
Kennst du das Problem: Du säst Gemüsesamen an, aber es geht nichts auf oder die Pflanzen wachsen schlecht / vergeilen. Das kann verschiedene Gründe haben. Deshalb möchte ich dir heute einen Überblick über die 10 wichtigsten Anzucht-Tipps geben:
Ansaatzeitraum
Zum frühen Beginn der Gartensaison im Januar / Februar juckt es viele Gärtner in den Fingern, am liebsten würde man sofort die verschiedensten Sorten ansäen und sich endlich wieder um die Pflanzenanzucht kümmern. Aber Vorsicht: Gerade in diesem zeitraum sollte man sich in Geduld üben.
Säst du zu früh an, leiden deine Pflanzen in den meisten Fällen unter der langen Wartezeit, bis du sie endlich ins Freie oder ins Gewächshaus oder Frühbeet pflanzen kannst. Bis dahin stehen sie in der Wohnung, wo sie sich über die lange Zeit deutlich schlechter entwickeln. Die Pflanzen bleiben mickriger und schwächlicher. Oftmals sind die die Lichtverhältnisse und evtl auch die Temperatur im Haus nicht ganz so optimal, sodass du am Ende Pflanzen hast, die wegen ihrem kümmerlichen Wuchs kaum oder gar keinen Ertrag bringen können.
Beachte deshalb unbedingt die Angaben auf den Samentütchen und halte dich an die empfohlenen Aussaat-Zeiträume!
Warm-/Kalt und Lichtkeimer
Warmkeimer und Dunkelkeimer
Die meisten Gemüsesorten gehören zu den sogenannten Warmkeimern. Allgemein gesprochen heißt das, dass sie mindestens eine Temperatur von +5°C benötigen, um überhaupt keimen zu können. Die meisten unserer beliebtesten Gemüsearten hierzulande brauchen je nach Art zwischen 5°C und 20°C. Südländisches Fruchtgemüse wie z.B. Tomaten oder Paprika brauchen es deutlich wärmer bei ca. 18 – 20°C. Warmkeimer werden bei der Ansaat mit Erde bedeckt und sind deshalb auch gleichzeitig Dunkelkeimer.
Es gibt eine Faustregel, nach der man sich – wenn auch nur grob – etwas richten kann: Je größer der Samen, desto tiefer will er in die Erde. Um allerdings die richtige Aussaattiefe zu wählen, achte am besten immer auf die Ansaatanleitung auf deiner Samentüte.
Zu den Dunkelkeimern gehören viele Kräuter und Gemüsepflanzen wie Kürbis, Karotte, Erbsen, Feldsalat, Bohnen, Gurke
Lichtkeimer
Im Gegensatz zu den Dunkelkeimern brauchen Lichtkeimer Licht und Helligkeit, damit sie auskeimen können. Diese Samen dürfen maximal nur ganz dünn mit Erde bedeckt werden, damit sich die Feuchtigkeit ausreichend halten kann. Beispiele für Lichtkeimer sind Dill, Basilikum, Bohnenkraut
Video: Die besten Tipps für eine erfolgreiche Ansaat
Saatgut-Dichte
Wenn du Samen in z.B. in einer Schale aussäst, um die Pflänzchen später zu pikieren / vereinzeln, kann es leicht passieren, dass die Samen zu dicht nebeneinander gesät werden. Die Keimlinge wachsen heran und der Platz wird schnell zu eng. Es entsteht ein hoher Konkurrenzdruck: Die Pflänzchen kämpfen um Platz und Nahrung, was extrem anstrengend und kräftezehrend ist.Die stärksten überlegen, haben dafür aber enorm viel Energie verbraucht, die sie sinnvoller hätten umsetzen können.
Lieber sollen die Sämlinge mit ausreichend Platz entspannt heranwachsen, dann können sie auch kräftig genug werden, um später einen guten Ertrag zu bringen. Auch hier gilt wieder: Halte dich an die Ansaatanweisung auf der Samentüte. Dort sind die passenden Abstände vermerkt.
Tipp: Auch kleine Samen gezielt dosieren
Damit du auch kleine Samen gezielt und dosiert aussäen kannst, verwende am besten einen Samen-Dosierstift.
Temperatur
Jede Art hat ihre ganz eigenen Anforderungen an die Keimtemperatur und die Temperatur, die sie für ein gesundes Wachstum benötigt. Vor allem am Jahresanfang, wenn die ersten Ansaaten gemacht und im Haus vorgezogen werden, stehen die Ansaatbehälter oftmals an der Heizung / am Fensterbrett, wo es in der Regel recht warm ist.
Spätestens nach dem Keimen musst du hier aber aufpassen, dass die Temperatur nicht zu hoch ist. Ist das nämlich der Fall, wachsen die Pflänzchen zu schnell. Sie werden lang und dünn und entsprechend schwach und kraftlos. Der Gärtner spricht in diesem Fall vom “Vergeilen” der Pflanzen.
Erste Hilfe Maßnahme bei vergeilten Sämlingen und Jungpflanzen
Du glaubst nicht, wie schnell es gehtm dass die kleinen Pflänzchen bei zu warmen Temperaturen in die Höhe schießen. Sobald du das bemerkst, stelle sie an einen kühleren Platz und drücke die Pflanzen vorsichtig tiefer in die Erde hinein. Du kannst auch zusätzliche Erde auffüllen, damit der Stängel nicht mehr so lang aus der Erde heraus schaut.
Wenn die Ansaat dagegen zu kalt steht, kann es passieren, dass die Samen gar nicht erst keimen. Stehen dagegen die Sämlinge zu kalt, stellt die Pflanze das Wachstum ein. Ist es zu kalt für die angesäte Art, gehen die zarten Pflänzchen sehr schnell ein. Achte deshalb immer auf die Temperaturen und ändere wenn nötig den Standort.
Lichtverhältnisse
Wenn die Samen erst mal aufgegangen sind, brauchen sie ausreichend Licht, um zu gesunden, kräftigen Pflanzen heranwachsen zu können. Im Haus bekommen die Pflänzchen oftmals nicht ausreichend Licht ab, um sich optimal entwickeln zu können. Dabei kann es sein, dass die Dauer (Sonnenstunden) pro Tag zu gering sind oder aber die Intensität (Schattenwurf, Lichteinfallswinkel).
Wer wie ich auf den Einsatz von Pflanzlampen weitestgehend verzichten will, braucht dafür aber einen passenden Standort am oder in der Nähe des Fensters, durch das das meiste Licht fällt.
Aber Vorsicht: Sobald die Sonne stärker wird, kann direkte Sonneneinstrahlung schon zu intensiv für die zarten Pflänzchen werden.
Erde
Erde, die du zum Ansäen verwendest, sollte möglichst locker und torffrei sein und außerdem gut Wasser speichern können. Besonders wichtig ist, dass die Erde ganz wenig Nährstoffe enthält. Sie darf also nicht gedüngt sein. Ein Zuviel an Nährstoffen schadet den Pflänzchen, weil sie sich in der ersten Zeit viel zu schnell entwickeln und wachsen würden.
Am besten eignet sich zum Ansäen eine gute Ansaaterde.
Geht auch normale Pflanzerde oder Gartenerde zum Ansäen?
Pflanzerde ist in der Regel gedüngt und enthält, je nach Ausrichtung (Blumenerde, Tomatenerde etc.), Nährstoffe, die die Pflanzen zum Wachsen und für die Ausbildung von Blüten und Früchten benötigen. Für die Ansaat ist so eine Erde nicht geeignet.
Bei der Gartenerde kommt es darauf an, ob die Stelle, von der du die Erde nehmen möchtest, im Vorfeld gedüngt wurde. Je nach dem wie lange die Düngung zurück liegt und welche Pflanzen hier gewachsen haben, enthält auch diese Erde noch viele Nährstoffe. Meine Mama hat früher trotzdem fast nur gartenerde zum Ansäen verwendet, allerdings hat sie darauf geachtet, dass die Erde aus einem eher ungenutzten Eck des Gartens nimmt. Das hat bei ihr auch meistens prima geklappt.
Warum meistens? Erde aus dem Garten kann, auch wenn sie nährstoffarm sein sollte, Schädlinge, Schädlingseier, Pilzsporen oder andere Krankheitserreger enthalten, die den jungen Pflänzchen schaden und sie im schlimmsten Fall zerstören können. Möchtest du dennoch Gartenerde verwenden, müsstest du sie gfs. im Backofen steriliseren oder eine Zeit lang einfrieren. Aus meiner Sicht loht dieser Aufwand nicht, was aber nicht heißt, dass du es nicht versuchen kannst!
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Gießen und Düngen
Nach dem Ansäen ist es wichtig, die Erde immer feucht zu halten, damit die Samen keimen können. Auch die Keimlinge und Sämlinge sollten später immer in gleichmäßig angefeuchteter Erde wachsen und sich nicht mit wechselnden Phasen von Nässe und Trockenheit abkämpfen müssen.
Beim Gießen der Ansaat und der kleinen Pflänzchen musst du sehr vorsichtig sein.Bei einem Schwall Wasser brechen die dünnen Stängel und Blättchen sehr leicht oder knicken um. Oftmals erholen sich die Kleinen dann nicht mehr und gehen ein.
Optimal geeignet zum Gießen / Befeuchten der zarten Pflänzchen ist eine Ballbrause, Sprühflasche, Kindergießkanne oder eine selbstgebastelte Gießhilfe (zur Bastelanleitung). Mit diesen Gießhilfen kannst du gezielt und wohldosiert gießen und das sogar bei sehr kleinen Ansaat-Töpfchen.
Gedüngt werden die Pflanzen erst nach dem Umtopfen, wenn sie mehr als zwei Keimblätter entwickelt haben.
Pikieren und Umpflanzen
Pikieren bedeutet, dass man die Pflänzchen vereinzelt und (weiter) auseinander pflanzt, damit sie für die Wachstumsphase ausreichend Platz haben. Die Pflänzchen werden pikiert, wenn sie die ersten beiden richtigen Blätter nach den beiden Keimblättern entwickelt haben. Die Prozedur führt zu kleinen Wurzelverletzungen, die aber die Pflanze zu einem verstärkten Wurzelwachstum anregen.
Gerade wenn man mit diesem Arbeitsschritt noch nicht so gut vertraut ist, passiert es schnell, dass man die Wurzeln zu sehr verletzt, abreißt, den Stängel der Pflanze zu arg quetscht oder Blättchen abknickt.
Ein Pikier-Set, das aus einem Pikierstab und einer -Gabel besteht, leistet gute Dienste und erleichtert das Vereinzeln und Umpflanzen der noch sehr zarten und empfindlichen Pflänzchen.
Es gibt Gemüsesorten, die dir das Pikieren sehr übel nehmen: Kürbisgewachse, also Gurken, Melonen, Zucchini und Kürbis wollen nicht pikiert werden. Bei diesen Sorten kommt jeder Samen in einen eigenen Ansaat-Topf und wird später direkt ins Beet umgepflanzt.
So kannst du auch vorgehen, wenn du dir den Schritt des Pikierens sparen möchtest. Wenn die Pflanzen dann irgendwann zu groß für die kleinen Ansaatbehälter geworden sind, aber noch nicht ins Freiland gepflanzt werden können, musst du sie erst noch in größere Töpfe umpflanzen. In diesem Stadium sind sie schon etwas robuster und nicht mehr so zart wie beim Pikieren. Trotzdem musst du natürlich aufpassen, dass du sie nicht abknickst oder anderweitig verletzt.
Saatgut-Qualität
Das meiste Saatgut hält bei richtiger Lagerung mehrere Jahre, durchaus auch deutlich länger als auf den Samentüten angegeben. Manche Samensorten wie Sellerie oder Pastinakte halten allerdings nicht ganz so lang. Um sicher zu gehen, dass deine Samen nach der Ansaat auch wirklich keimen, kannst du im Vorfeld die Keimprobe machen. Wie das funktioniert, kannst du in diesem Artikel nachlesen: Keimprobe: Samen vom Vorjahr überprüfen
Es gibt allerdings auch Saatgut von schlechter oder geringer Qualität. Hier ist die Wahrscheinlichkeit, dass Samen nicht keimen, deutlich höher und es kann durchaus sein, dass ein hoher Prozentsatz deiner Ansaat nicht keimt oder später nicht richtig wachsen wird. Gutes Saatgut ist meist etwas teurer, das geld ist dafür aber gut investiert (“Je teurer desto besser” stimmt natürlich auch nicht immer).